Im Interview: Martin Richter von CadCabel

Martin Richter vor einem Digital Optical Module (DOM) in Eplan Harness proD

Verkabelung ist sein Steckenpferd: Martin Richter, technischer Berater bei CadCabel, spricht im Interview über sein aktuelles Projekt für das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) und die Herausforderungen moderner Kabel- und Kabelbaumkonstruktion.

Bei Ihrem aktuellen Projekt mit DESY verkabeln Sie einzelne Module für den größten Teilchendetektor der Welt, das IceCube-Teleskop. Was ist das Ziel?

Die digitalen optischen Module oder auch kurz DOMs, die wir verkabeln, werden anschließend metertief ins ewige Eis der Antarktis eingelassen. Sie sind so empfindlich, dass sie kleinste Teilchen von galaktischen oder extragalaktischen Objekten – sogenannte Neutrinos – nachweisen können. Der Südpol mit dem bis zu 2,5 km tiefen Eis bietet ideale Bedingungen für den Nachweis dieser Teilchen.

Was ist die größte Herausforderung dabei?

Martin-Richter

Auf jeden Fall nicht Schnee und Eis, wie man vielleicht denken könnte, sondern der begrenzte Raum. Man muss sich das so vorstellen: Die DOMs, die wir verkabeln, sind nicht größer als ein Fußball. Hier müssen wir zwischen 50 und 60 Kabel unterbringen, die hochpräzise Daten liefern. Diese Kabel sind nicht einmal 2 cm breit; das Koaxialkabel ist mit 1,6 mm Breite wirklich winzig. Um Platz zu sparen, nutzen wir Flachbandkabel, die man knicken kann.

Ihre Handhabung erfordert viel Erfahrung und Geschick und sie lassen sich schwer routen bzw. in 3D verlegen. All das funktioniert aber mit Eplan Harness proD. Wir haben gerade den Prototyp fertig gestellt und freuen uns darauf, die DOMs in die Serienproduktion zu bringen.

Im Webcast am 22. April erzähle ich noch weitere Details über das DESY-Projekt, das wirklich ein Highlight für jeden Kabel- und Kabelbaumkonstrukteur ist.

Abgesehen von dem DESY-Projekt: Wie sind Ihre Erfahrungen im Bereich Verkabelung?

Ich bin da mehr oder weniger hineingerutscht. Vor Jahren – damals war ich noch Projektleiter Schaltschrankbau – ist ein Unternehmensvertreter auf mich zugekommen mit der Bitte, ich solle für ihn etwas in 3D verlegen. So habe ich angefangen mit Eplan Harness proD zu routen, weil dies damals die einzige Software in der Qualität war, die auch die 3D-Funktion mit drin hatte. Seitdem war ich bei verschiedenen Firmen und habe „herumgeharnesst“ (lacht), also in 3D geroutet.

Richter_Interview_Titelbild Martin Richter nimmt "digital optical modules" in seinen Fokus - und Sie? Eplan 2022 - It's in your hands - erfahren Sie hier mehr darüber.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das dickste Kabel, das ich je verlegt habe. Mit 800 Quadratmillimetern ist es in etwa so dick wie mein Oberschenkel. Auch das konnte ich in Eplan Harness proD abbilden. Neben dem Platz sind die vielen bestehenden Anforderungen, wie beispielsweise die EMV-Anforderungen, ein wichtiges Thema. Sie sind direkt in der Software hinterlegt, was das korrekte Verkabeln bedeutend vereinfacht. Ich kann nur sagen: Heutzutage sind wir weit weg von den handgemalten Verkabelungsplänen der 1990er. Die Kabel- und Kabelbaumkonstruktion ist ein hochprofessionelles Business, bei dem wir bis auf den Millimeter genau planen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Im Webcast „Best Practice: Verkabelung des größten Teilchendetektors der Welt – Ein Praxisbeispiel von CadCabel I DESY I EPLAN“ am 22. April um 10.00 Uhr (deutsch) und um 15.30 Uhr (englisch) berichtet Martin Richter live von den Herausforderungen seines aktuellen Projekts mit dem Deutschen Elektronen-Synchrotron. Haben Sie Interesse? Dann melden Sie sich direkt an: Jetzt anmelden!